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„Aus der Perspektive der Täter“

Lesung und literarisches Gespräch am 15. Mai 2024, 18 Uhr, mit den Schriftstellern Ariel Magnus und Feridun Zaimoglu am Lateinamerika-Institut der Freien Universität Berlin

Nr. 101/2024 vom 08.05.2024

Feridun Zaimoglu und Ariel Magnus

Feridun Zaimoglu und Ariel Magnus
Bildquelle: Melanie Grande/Dominik Asbach

Das Lateinamerikainstitut der Freien Universität Berlin lädt am 15. Mai 2024 zu einer gemeinsamen, öffentlichen Lesung der Schriftsteller Ariel Magnus und Feridun Zaimoglu mit anschließendem Gespräch ein. Der literarische Abend unter dem Titel „Aus der Perspektive der Täter“ findet im Rahmen des Forschungsprojektes „Täterperspektiven. Emotionalisierung als Erzählstrategie in zeitgenössischen französischen und lateinamerikanischen Romanen über politisch und ethnisch motivierte Gewalt“ statt, das Dr. Lena Seauve am Lateinamerika-Institut der Freien Universität Berlin leitet. Die Literaturwissenschaftlerin wird den literarischen Abend auch moderieren. Gespräch und Lesung sind in deutscher Sprache, der Eintritt ist frei.

In den letzten Jahren scheint das fiktionale Schreiben aus Täterperspektive ein regelrechter literarischer Trend geworden zu sein, in der Forschung ist gar von einem „perpetrator-turn“ die Rede. Gemeint sind damit Romane, die historische Verbrechen aus der Perspektive derjenigen erzählen, die sie begangen haben. Die beiden Schriftsteller Ariel Magnus und Feridun Zaimoglu vereint auf den ersten Blick nicht Vieles: Ariel Magnus, Nachfahre deutscher Juden, ist in Buenos Aires geboren und schreibt auf Spanisch, Feridun Zaimoglu stammt aus der Türkei und schreibt auf Deutsch.

Beide haben jedoch jüngst Romane veröffentlicht, in denen sie den Versuch unternehmen, sich in NS-Täter hineinzuversetzen. Sie tun dies auf höchst unterschiedliche Weise, Magnus verfolgt in Das zweite Leben des Adolf Eichmann (Kiepenheuer und Witsch 2021, übersetzt aus dem Spanischen von Silke Kleemann) distanziert und humoristisch die Spuren des späten Adolf Eichmanns in Argentinien. Zaimoglu lässt in Bewältigung (Kiepenheuer und Witsch 2022) sein Alter Ego bei dem Versuch, das Sprechen und Denken des frühen Adolf Hitler in einer Art monströser poetischer Mimikry aufs Papier zu bringen, verzweifeln.

Der literarische Abend am Lateinamerika-Institut der Freien Universität Berlin bringt die beiden Autoren in ein Gespräch mit der Literaturwissenschaftlerin Dr. Lena Seauve. Diskutiert werden soll dabei soll über die Gefahren identifikatorischen Lesens, über den Zusammenhang zwischen Literatur und Erinnerungskultur sowie über die Grenzen des Schreibbaren.

Hintergrund zum Forschungsprojekt

Ziel des DFG-Drittmittelprojektes „Täterperspektiven“ ist es, die Emotionalisierung von Leser*innen durch das Erzählen aus der Täterperspektive als narrative Strategie zu definieren und anhand zeitgenössischer französischer und lateinamerikanischer Romane ab der Jahrtausendwende, die historische Fälle politisch und ethnisch motivierter Gewalt aus dem 20. und 21. Jahrhundert fiktionalisieren, exemplarisch zu analysieren.

Fiktionale Texte über gewaltsame Konflikte weltweit (Europa, Nordafrika, Asien und Lateinamerika) werden so in einem sich gegenseitig erhellenden Zusammenhang betrachtet, der globale Perspektiven auf Täterliteratur eröffnet. Neben Beiträgen zur Emotionsforschung will das Forschungsprojekt Fragen der Rezeptions- und Wirkungsästhetik, der Trauma-Studies und bestimmter Aspekte der Erinnerungsforschung klären. (cxm)

Weitere Informationen

Termin und Ort

  • 15. Mai 2014, 18 Uhr
  • Lateinamerika-Institut der Freien Universität Berlin, Breitenbachplatz 45, Raum 201

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