Kolumne

Paulas Popkolumne: Nostalgie-Spezial


In Paulas Popkolumne gibt es diesmal ein paar nostalgische Rückblicke.

Wie ging dieser Jahre alte Internetspruch nochmal? Google, google, google… Ah: “My idols are dead and my enemies are in power”. Dead sind sie gar nicht alle, die Idole, aber zu peinlichen Selbstdarstellern mutiert, entkoppelt von der echten Welt (es sei denn Eliteunis zählen), und sich dieser Tage am aufspielen, als wären sie die wahren Opfer des Nahostkonflikts. Zu häufig verfallen sie gerade altbekannten antisemitischen Verschwörungserzählungen (sie dürften nichts sagen, denn zu mächtig sei die Israel-Lobby, während sie natürlich Gehör finden). Linus berichtete mehrmals. Leider sind alle berühmten Schauspielerinnen, in die ich mal verliebt war, in den letzten Monaten durchgeknuspert und vom wichtigen Aktivismus gegen Krieg zu Verschwörungsreden übergegangen. Kein Wunder, dass ich mich da lieber zurückdenke in eine Zeit, in der mitnichten alles besser war, ich aber nichts davon verstanden habe. Eine Zeit, in der zum Beispiel Macklemore noch keine Musik gemacht hat. Und das sage ich nicht nur, weil er jetzt dieser Tage diesen Song in Solidarität mit den Elite-Studis rausgebracht hat, der alle Instagram-Slogans bezüglich Israel / Palästina noch mal versammelt und dabei natürlich auch antisemitisch abdriftet, sondern weil er vorher auch schon megabeknackte Musik gemacht hat. Nee, da geh ich lieber woanders hin. Zum Beispiel …

… war ich auf’m Konzert von Boyz II Men.

 Als ich 13 war, gab es für mich nur Boyz II Men, zumindest kommt es mir in der Erinnerung so vor. Es wurde immer schön geheult und Nathan, Michael, Shawn und Wanya zugehört. Dazwischen gab es noch Destiny Child und kurz danach Nirvana, aber die beiden Gruppen kann man ja nicht mehr live sehen. Also doch lieber BIIM. Sie spielten ein exklusives Deutschlandkonzert in Köln, im blöden Palladium, wo man immer nichts sieht und der Sound eine Katastrophe ist. Es war nicht mal ausverkauft und einige schienen trotz des “stolzen” Ticketpreises eher zufällig da gewesen zu sein. Zum Beispiel diese Gruppe frecher Jungs, die erst E- und dann normale Zigaretten rauchten, daraufhin rausflogen, aber irgendwie war das denen auch egal. Außerdem war natürlich alles sehr heterosexuell. Als ein Warm-up-DJ einen Shoutout für R.Kelly einforderte, brüllten die Männer WOHOOO und die Frauen Buuuuh. Außerdem war Giovanni Zarella da, der die ganze Zeit Fotos mit (seinen) Fans machte. Ansonsten war das Konzert natürlich wunderschön, alle sangen mit und so. Ich fürchte aber, jetzt wo man gesehen hat, was hierzulande übrig ist an Liebe für “die Jungs”, sie nicht uuuunbedingt wiederkommen müssen. Ich kann’s jetzt jedenfalls von meiner Bucketlist streichen und das ist doch die Hauptsache.

… hab’ ich mir das Tiny Desk Concert von Ne-Yo angesehen.

Paar Jahre nach Boyz II Men prägte Ne-Yo den R’n’B wie kein Zweiter. Einige meiner Lieblingslieder aller Zeiten wurden von diesem Heini geschrieben. Eine kleine Auffrischung, was er da in den Nullern und Zehnern abgeliefert hat – und zwar für sich und andere Artists – gibt’s im vorletzten Tiny Desk Concert, bei dem er gemeinsam mit ganz tollen anderen Musiker*innen aufgetreten ist. Zum Beispiel gibt es auch eine Harfe! So sick.

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.. entwickelte ich einen soft spot für MAX&JOY

Nun wieder in die Zeit vor Boyz II Men. Als ich klein war, habe ich „Mit Dir“ von Joy Denalane und Max Herre gehasst. Hass ist eigentlich kein Ausdruck, es war regelrecht Ekel, weil das Lied ja so sexmäßig war. Iiiiih, Erwachsene! Meine Geschwister haben mich mit dem Lied deshalb – literally – gequält. Der Joke bestand darin, mich im Zimmer einzusperren, wenn das Lied auf Viva oder MTV lief oder ganz ganz laut zu machen und mir dann die Fernbedienung vorzuenthalten – und ich dann immer so “IIIIIIH AUSMACHEN!” Heute bin ich selbst eklig – und kann das Lied beim besten Willen nicht mehr hassen. Endgültig gelutscht war der Drops als Denalane und Herre damit in Teddy Teclebrhans Show auftraten und es 25 Jahre nach seinem Release noch mal trällerten. Klar ist es süß, sie sind immer noch zusammen und ihre Augen glitzern so, wenn sie dieses intime Stück performen. Ich bin mittlerweile ein Sucker für Kitsch. Wer kann sich Zynismus denn überhaupt noch leisten? Deswegen ist mein Lied für diese Woche das neue Lied der beiden. Jetzt gehe ich los und sperre meine Geschwister ein:

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